"Routine kenne ich nicht."
Die beflügelte Katharina Bleuer stellt sich und ihr Unternehmen vor.
Stell dich und deine Familie
doch bitte kurz vor.
Ich bin Katharina und lebe seit über 20
Jahren mit Mann und zwei Katzen im Welschland. Seit bald 6 Jahren begleitet
uns zudem unser Sohn.
Wie heisst deine Firma, was
macht sie genau und was sind deine Aufgaben da?
Meine Firma und meine Person sind eine
Einheit, deshalb habe ich keinen Firmennamen. Mein Angebot findet man unter der
Domain buchstabensalat.ch und textes-en-allemand.ch. „Textes en Allemand“ sagt
eigentlich alles aus: Ich schreibe, überarbeite und übersetze Texte in
deutscher Sprache.
Was hattest du vor den
Kindern für einen Beruf?
Ich war lange im Marketing tätig, von 1999
bis 2006 als Beraterin für Firmenauftritte in digitale Medien selbständig. Von
2006 bis zur Geburt meines Sohnes im Herbst 2009 arbeitete ich im Verkauf und
Kundenbetreuung für einen Drehteilehersteller und studierte nebenher
Journalismus an einer Fernschule. Seit dem Mutterschafts“urlaub“ bin ich wieder
als Freelancerin unterwegs.
Wieso hast du dich
selbständig gemacht?
Vom Schreiben leben zu können ist ein
Kindheitstraum von mir und mit 40 sagte ich mir: Wenn ich es jetzt nicht mache,
wann dann?
Daneben gibt es natürlich praktische
Überlegungen, wie die Vereinbarkeit von Kinderbetreuung und Berufstätigkeit.
Vor allem in den ersten paar Lebensjahren meines Sohnes genoss ich es sehr,
dass er bei meiner Arbeit einfach dabei sein konnte.
Was treibt dich morgens aus
dem Bett?
Der Wecker. Der Morgen gehört der Familie
und und dem Sport, danach setze ich
mich erst mal mit Agenda, To-Do-Liste und Kaffee hin und plane den Tag.
Was gefällt dir besonders an
der Selbständigkeit / dem Status der Mompreneur?
Ich mag die Abwechslung, die ich als
Festangestellte nicht hätte. Ich kenne, was die Aufträge angeht, kaum
Routinenaufgaben und ich hoffe, dass das auch so bleibt. An einem Tag schreibe
oder überarbeite ich wissenschaftliche Abhandlungen, am Nächsten texte ich für
eine andere Kleinunternehmerin eine Gebrauchsanleitung für ihr Produkt und am
Übernächsten übersetze ich einen Webshop. Bei Artikeln für Online-Magazine oder
Recherchearbeiten für andere Schreiberlinge kann ich meine angeborene Neugier
und meinen Wissensdurst befriedigen.
Bereust du deine Entscheidung
manchmal?
Inhaltlich nicht, da empfinde ich nach wie
vor grosse Freude an meiner Arbeit. Die finanzielle Unsicherheit und die
Schwankungen bei den Aufträgen belasten mich manchmal und manchmal sässe ich
lieber mit anderen in einem Büro, um mich austauschen zu können. Das Arbeiten
von zuhause aus stört mich je länger desto mehr und ich freue mich schon auf
den Tag, wenn ich mir eigene Büroräumlichkeiten leisten kann.
Es gibt noch viel zu optimieren, damit ich
rundum zufrieden bin, aber die Selbständigkeit an sich macht mir viel Freude.
Wie sieht die Zukunft deines
Unternehmens aus?
Ich möchte so weit wachsen, dass ich
Routineaufgaben wie die Buchhaltung auswärts vergeben und mir ein Büro – am
liebsten in einer Bürogemeinschaft - mieten kann.
Grösser möchte ich aber nicht werden, denn
ich geniesse den direkten Kontakt mit meinen Kundinnen und Kunden und möchte
diese Beziehungen weiter selber pflegen können.
Als Mikrofirma bin ich zudem extrem
beweglich und kann mich neuen Begebenheiten und Herausforderungen schnell
anpassen.
Was hält deine Familie von
deiner Selbständigkeit?
Mein Partner unterstützt mich, wo er kann
und mein Sohn hat bisher keine Meinung dazu formuliert.
Wie organisierst du deine
Work-Family-Balance?
Hier besteht momentan noch
Optimierungsbedarf. Durch das Homeoffice entsteht fast zwangsläufig eine Durchmischung
von Arbeit und Familie, was zu Reibungen und Frustrationen führt.
Seit mein Sohn im Kindergarten ist, haben
wir mithilfe des Schülerhortes und viel Papazeit einen Rhythmus gefunden, der
allen Familienmitgliedern gerecht wird und mir genügend grosse Zeitfenster
lässt, um speditiv arbeiten zu können.
Daneben gilt es aber meine Hobbys (vor
allem das Bloggen als „Mama hat jetzt keine Zeit“), meine ehrenamtlichen
Tätigkeiten im Einwohnerrat der Gemeinde und im Vorstand das Schülerhortes, und
die Hobbys meines Mannes und meines Sohnes auch noch irgendwie zu organisieren.
Hier ist in manchen Wochen wirklich viel Organisationstalent – und die Hilfe
von Nachbarinnen – gefragt, sonst würden wir nicht alles unter einen Hut
bringen können.
Hast du Rituale, um den Tag
in Schwung zu bringen? Wenn ja, welche?
Um 8h15 fährt der Schulbus, danach gehe ich
bei jedem Wetter eine halbe Stunde Laufen oder Walken. Das nenne ich meinen
„Arbeitsweg“ und es hilft mir bei der Umstellung von Familien- auf
Erwerbsarbeit. Danach mache ich mir einen Kaffee und los geht's mit der
Tagesplanung.
Was oder wer inspiriert dich?
Die Dankbarkeit und Zufriedenheit meiner
Kundinnen und Kunden. Positives Feedback ist der beste Motor, den man sich
vorstellen kann.
Deshalb arbeite ich so gerne mit anderen
Mompreneurs und Kleinfirmen zusammen: Wenn ich ihre selber geschriebenen Texte
überarbeite, hier was verbessere, dort was wegstreiche, die Texte dadurch
merklich besser werden und trotzdem ihre eigenen bleiben; Oder wenn ich einer
Kleinfirma aus der Gegend hier mit Deutsch aushelfe und sie deswegen plötzlich
Anfragen aus der Deutschschweiz bekommen – was da zurückkommt ist unbezahlbar!
Da merke ich, dass meine Arbeit nicht „für
die Füchse“ ist, sondern für meine Kunden wirklich einen Unterschied ausmacht
und das beflügelt mich ungemein.
Hast du eine Mentorin und
wenn ja, wie hast du sie gefunden?
Nein, ich habe nicht wirklich eine
Mentorin, kenne aber über verschiedene offline und online Netzwerke Frauen, die
bei gewissen Problemen gerne mit Rat und Tat weiterhelfen. Diese Vernetzung und
Solidarität unter den Frauen ist unglaublich bereichernd.
Was würdest du einer neuen
Mompreneur empfehlen, die sich selbständig machen will?
Sich Verbündete ausserhalb des nahen
Umfeldes zu suchen und wenn nötig auch mal einen bezahlten Coach zu engagieren.
Ein neutraler, objektiver Blick von Aussen kann viel bewirken und neue Energie
reinbringen.
Was ist dein Motto, im Leben,
im Beruf?
Das wechselt manchmal mehrmals täglich.
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