Mütter können nicht überall sein
Dass Mütter die schlechteren Arbeitskräfte sind
ist quatsch. Dass aber berufstätige Mütter die schlechteren Hilfskräfte für die
Schule sind, kann man nicht leugnen.
Mit ihrem
unsäglichen Artikel „Mütter als Kolleginnen? Mehr Fluch als Segen!“ auf brigitte.de
hat sich das Frauenmagazin diese Woche disqualifiziert. Diesen
Clickbait-Journalismus zu unterstützen, in dem die Redaktion das
verallgemeinernde Mütter-Am-Arbeitsplatz-Bashing unterstützt, ist nicht nur
zutiefst antifeministisch. Es ist auch unprofessionell. Das ist alles, was ich
dazu sagen möchte.
Vielmehr
überlege ich mir in letzter Zeit, was die Schule von mir als Hilfskraft denken
mag. Denn wir Eltern werden ja immer öfter gebeten (um nicht zu sagen
gedrängt), in der Schule mit anzupacken. Ob es das Schnitzen am
Räbeliechtli-Umzug, das Mithelfen beim Sporttag oder auch das Fahren zur
Eisbahn ist: Die Schule geht heute offenbar davon aus, dass Eltern (und damit
meine ich Mütter) Zeit haben, während der Büro-Öffnungszeiten die staatlichen
Bildungsstätten zu unterstützen.
Bemerkenswert
ist es auch deshalb, weil die Generation unserer Eltern nicht mal einen Bruchteil der Zeit gebeten wurde, an
schulischen Veranstaltungen mitzuhelfen. Meine Mutter kann sich an kein
einziges Mal erinnern, an dem sie antreten musste, um uns Kindern beim
Znüni-machen oder Staffettenlauf zu unterstützen. Und sie war
Vollzeit-Hausfrau. Wie viele Mütter damals. Sprich: Vor 30 Jahren hätte man
eher davon ausgehen können, dass Mütter tagsüber Zeit haben.
Heute aber,
wo doch die Mehrheit
der Mütter (63%) Teilzeit arbeiten, sollte man meinen, dass auch die Schule
dem Rechnung trägt. 17% arbeiten ja sogar Vollzeit, wie 90% der Väter auch.
Wieso glaubt die Ausbildungsstätte meiner Kinder also, ich (zu den 17%
gehörend) hätte Zeit (ganz zu schweigen von der Lust)?
Ich lebe
auf dem Land. Und hier gibt es viele Mütter, die sich diese Zeit nehmen
(wollen), ihre Kinder ins Schulschwimmen begleiten, bei der Schulreise mit
dabei sind und gar den Elternrat tatkräftig unterstützen. Wir haben sogar ein
paar Väter, die das tun. Schön. Und eigentlich ist es mir grundsätzlich egal,
ob man mich für eine Rabenmutter hält, wenn ich zum x-ten Mal absage, beim
Sporttag mitzuhelfen.
Was mir
nicht egal ist: Dass meine Tochter sieht, wie andere Mütter immer wieder dabei
sind. Und sie fragen „Und wo ist denn dein Mami? Muss sie wieder arbeiten?“ Ja,
meine Kleine hätte mich sicher gerne öfter dabei. Das geht aber nicht, sie
weiss und akzeptiert das. Deshalb können sie und ich auf solche Bemerkungen
verzichten.
Es wäre
wirklich schön, wenn sich sämtliche Institutionen, die mit Müttern rechnen,
etwas auf das heutige Zeitalter besinnen würden. Das nähme den Druck von uns Berufstätigen,
gerade auch, weil man uns offenbar schon am Arbeitsplatz für unzumutbar hält.
Fakt ist: Wir können nicht überall sein. Und wollen es vielleicht auch nicht.
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